Ein Millardär schenkt einer Stadt ein Opernhaus: Wert: unbekannt, da noch nicht entworfen. Standort: Baakenhöft/HafenCity. So weit, so gut? Nicht nur …

Aber der Reihe nach: Lange war spekuliert worden, viele hielten es für nicht mehr als eine Idee/Vision/Wahnvorstellung von Klaus-Michael Kühne. Geboren in Hamburg, lebt er in der Schweiz, ist Erbe des Logistikriesen Kühne + Nagel und Großaktionär der Reederei Hapag-Lloyd sowie der Lufthansa. Als langjähriger Unterstützer des HSV will er der Stadt Hamburg nun ein Opernhaus schenken, da ihm die bisherige Staatsoper „nicht so gefällt“.

Was bisher bekannt ist: Die Kosten unklar, denn es wird erst eine Ausschreibung an fünf große europäische Architekturbüros geben. Ausgegangen wird von einem Betrag im mittleren/oberen dreistelligen mio-Bereich. „Wenn es an eine Milliarde geht, sollte man noch mal sprechen.“, so die Stadt.

Die Baukosten (sowie evtl. Kostensteigerung) trägt allein Kühne. Die Stadt trägt die Erschließungskosten in Höhe von ca. 150 mio Euro (inkl. Flutschutz) sowie die Nutzungs- und Instandhaltungskosten. Ein fairer Deal? Die Idee löst nicht nur Begeisterung aus. Gegenstimmen:

  • „Zunächst sollte Kühnes Vergangenheit aufgearbeitet sein.“ (gemeint sind hier die Verwicklungen von Kühne + Nagel im dritten Reich)
  • „Er soll lieber in Sozialwohnungen investieren!“
  • „Wir haben schon ne Oper; warum soll alles in die HafenCity?!“
  • „Wie soll man die neue Oper erreichen?“
  • „Warum wird nicht in kleine Künstler investiert?“
  • „Der Geldsack will sich nur ein Denkmal setzen!“

Wer welchem dieser Punkte am meisten Gewicht beimisst, sei jedem selbst überlassen. Was kann man den Punkten entgegnen?

Was genau sollte aufgearbeitet werden? Bekannt ist, dass Kühne + Nagel für den Abtransport des Besitzes deportierter Juden zuständig. Wahrlich kein Ruhmesblatt, aber wäre es nicht weit hergoholt, hier vom „Freikaufen von einer Schuld“ zu sprechen?

Warum sollte ein Förderer der Kunst in sozialen Wohnungsbau investieren? Ja, das wäre schön, aber er macht ein Geschenk. Das Geld dafür hat die Stadt nicht rumliegen und kann frei verfügen; bleiben wir also beim Thema „Staatsoper“.

Hamburg hat bereits ein Opernhaus in bester Lage (HIER geht’s zum Eintrag auf Open Street Map). Jedoch merklich in die Jahre gekommen. Eine Sanierung würde einen Betrag im oeberen dreistelligen Millionenbetrag kosten – und die Oper wäre über Jahre nicht nutzbar. Die Hamburgische Staatsoper zöge um, sobald das neue Gebäude fertiggestellt ist, könnte dann für deutlich weniger Geld saniert werden und einem anderen kulturellen Zweck zur Verfügung gestellt werden (SPrechtheater, Musical, variable Nutzung usw.). Pläne diesbezüglich gibt es noch keine.

Ein neues Gebäude schafft Raum im bisher genutzten Gebäude. Da dies auch weiterhin der Kunst verschrieben sein wird, sind hier Förderprogramme für junge Künstler ebenso denkbar wie als Zusatzprogramm der neuen Oper (siehe vergleichbare Programme in der Elbphilharmonie)

Die Erreichbarkeit des Baakenhöfts (Standort der neuen Oper) als Argument gegen das Gebäude aufzuführen, ist schon ziemlich dürftig. Ca. 500 m entfernt ist die Haltestelle HafenCity Universität der U4. Ob bzw. in welchem Umfang Parkplätze in die neue Oper integriert werden, ist noch nicht absehbar. Möglicherweise werden auch die Hafenfähren im Bereich HafenCity erweitert – womöglich mit Anleger Baakenhöft?!

Was ich mir wünsche, sind transparente Entscheidungen für das neue Haus und seine Nutzung. Mitbestimmung der Anwohner/der Hamburger. Einbindung von kulturellen Begegnungsstätten, Gastronomie & Co. auch jenseits der Spielzeiten, angesichts des Standorts eine Open-air-Option (anteilig)/westlich neben dem Gebäude, – Aufenthaltsqualität statt Würfelarchitektur.

Und was meinst Du?

Oper Lage Baakenhöft
Baakenhöft - Standort der zukünftigen/neuen Hamburgischen Staatsoper?!